KATÁBASIS: DIE FREIHEIT DER FREIHEIT
Studie zum Madhyamaka-Buddhismus
Madhyamaka: eine der beiden Hauptströmungen des Mahāyāna-Buddhismus (das „Große Fahrzeug“), getragen vom indischen Mönch/Philosophen Nāgārjuna (2. Jhdt n. Chr.) und seinem späteren Kommentator Candrakīrti (7. Jhdt n. Chr.)
Das Traktat ist mein spirituelles Testament an meine Enkelkinder. Inhaltlich geht es mir darum, zu zeigen, daß die »Leerheit« der Dinge (Sanskit śūnyatā; wesenlose Wesentlichkeit) und die sie übergreifende, ultimative »Leerheit der Leerheit« (Sanskrit śūnyatā-śūnyatā; leer auch von der Leerheit der Dinge: wesentliche Wesenlosigkeit) keineswegs nihilistisch sind, obgleich die »Leerheit der Leerheit« ‚nichts‘ zu sein scheint. Sie wäre denn auch ‚nichts‘, wäre sie nicht zugleich »völlige FREIHEIT«: völlig bestimmungs- und unterscheidungs-FREI; nur SO: nichts, aber frei (und deshalb nicht nichts!). Dem Buddhismus, der letztlich auf Be-FREI-ung abstellt, ist dies inhärent. Nichtsdestoweniger ist es aus Sicht des westlichen Rezipienten ein didaktischer Mangel, den ich aussöhnen möchte…
CHARYBDIS
Diese 2003 entstandene Abhandlung ist der Versuch, die »Heldenreise« des Odysseus als Psychodrama zu begreifen: als Allegorese auf die Selbstentwicklung und Seinsverwandlung, sprich: die Selbstfindung ihres Protagonisten; als transformative spirituelle Krise, von der der italienische Psychiater und Psychiatrie-Reformer Roberto Assagioli schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sagte: Spirituelle Entwicklung ist eine lange und mühevolle Reise, ein Abenteuer durch fremde Landschaften voller Überraschungen, Freude und Schönheit, Schwierigkeiten und sogar Gefahren. Sie umfaßt das Erwachen bisher schlummernder Fähigkeiten, das Heben des Bewußtseins in neue Bereiche, eine drastische Umwandlung der „normalen“ Elemente der Persönlichkeit und ein Wirken gemäß einer neuen inneren Dimension.
Die dabei auftretenden Symptome hat der tschechisch-amerikanische Psychiater Stanislav Grof in der klinisch-psychotherapeutischen Auseinandersetzung verortet: Der Begriff ‚Spirituelle Krise‘ (im Englischen spiritual emergency) steht, kurz gesagt, für die Abgrenzung psychopathologischer Prozesse von jenen Vorgängen, die bei ähnlicher Problematik und Symptomatik (bis hin zum Identitätsverlust) eine zuletzt und zutiefst positiv verändernde, transformierende Dynamik für die Persönlichkeitsentwicklung haben und per se nicht pathologisch sind.